ERRORHEAD im New Orleans
Klassische Rockmusik lebt von der Virtuosität ihrer Protagonisten. Diese Prämisse gilt seit den seligen Tagen eines Jimi Hendrix und besitzt bis heute Gültigkeit und Relevanz. Sie gilt im besonderen Maße auch für Errorhead, das Quartett des Gitarristen Marcus Nepomuc Deml, der zu den besten Instrumentalisten Europas zählt. Seine Formation Errorhead existiert in wechselnden Besetzungen bereits seit 1998. „Organic Pill“ ist das erste Studioalbum in der seit ca. zwei Jahren zusammenspielenden Besetzung mit dem Bassisten Frank Itt, dem Schlagzeuger Athanasios „Zacky“ Tsoukas und dem Sänger Andrew Gräser. Hatte Marcus Deml auf den ersten Alben mit Errorhead noch mit Techno-Elementen experimentiert oder weltmusikalische Elemente einfließen lassen, wurzelt das neue Album vor allem in Blues und Rock. Es ist ein archetypisches Gitarrenrockalbum, das ebenso auf die Brillanz des Zusammenspiels vertraut wie auf die Stärke der zwölf Songs, von denen ein Drittel reine Instrumentalnummern sind. Das vielseitige Gitarrenspiel von Marcus Deml fundiert auf einer bewegten Vergangenheit, die den kosmopolitischen Musiker bis in die USA führte, wo er sich einen klangvollen Namen machen konnte und sich etliche Meriten erwarb.
Der in Prag geborene und in Deutschland aufgewachsene Musiker gründete bereits mit 16 Jahren seine erste Band (Quest). Nach seinem Schulabschluss ging er in die USA und studierte am Guitar Institute of Technology in Los Angeles neben Größen wie Larry Carlton, Scott Henderson und Paul Gilbert. Bereits zwei Jahre später unterrichtete er selbst an dem Institut und arbeitete in Kalifornien als Tour- und Sessiongitarrist, unter anderem für Projekte von Carmine Appice und Randy Jackson. Als er nach fünf Jahren keine Aufenthaltsgenehmigung mehr bekam, kehrte er nach Europa zurück. Gemeinsam mit dem Keyboarder Ralf Hildenbeutel rief er 1993 das Ambient-meets-Guitar-Projekt Earth Nation ins Leben, das ein Jahr später beim Montreux Jazz Festival für Aufsehen sorgte. In den folgenden Jahren avancierte Deml zu einem gefragten Session- und Livemusiker, der es mittlerweile auf über 300 Sessions gebracht hat – unter anderem für Kingdom Come, Nena, Rick Astley, Snap und Laith Al-Deen. Hinzu kamen Tourneen mit Saga, dem Rödelheim Hartreim Projekt und Simon Collins, um nur einige zu nennen. Mit Errorhead veröffentlichte er bislang drei Studioalben – zuletzt das formidable Werk „Modern Hippie“ (2008) – sowie ein Livealbum und eine Konzert-DVD. Darüber hinaus lebte Deml sein Faible für Jazzrock in dem Projekt Electric Outlet aus. Derzeit konzentriert er sich jedoch voll und ganz auf Errorhead, mit denen er in diesen Tagen auf dem Label Rock The Earth debütiert.
„Organic Pill“ ist ein monströs gutes und voluminös klingendes Album. Der druckvolle Opener „Let Me Get Down“ ist ein wahres Funkrockbiest, das sich windet und aufbäumt und stilistisch durchaus zwischen Mother’s Finest und Lenny Kravitz anzusiedeln ist. „I’m Just Existing“ ist ein schwelendes Bluesrockgewitter, das sich in wunderbaren Gitarrenriffs entlädt. „One Of These Days“ rauscht dagegen heran wie ein Schnellzug: Angetrieben von Zackys Schlagzeugstakkato brilliert Deml in diesem Paraderocksong mit der perfekten Balance aus Effizienz und Effekten. Zwischen gefühlvollem Bluesrock à la „Big Heart“, den rhythmischen Funkenflügen von „Fool In Love“ und Hochgeschwindigkeitsattacken wie „Be Yourself“ überzeugen Errorhead ohnehin bei jedwedem Tempo auf ganzer Linie. Zu den klassischen Rocksongs gesellen sich elegisch-phantasievolle Instrumentalstücke wie „Organic Pill“, „Irish Kids“ und „Mr. Gonzales“, die als Prachtexemplare der wohltemperierten E-Gitarre betrachtet werden dürfen. Gerade in diesen filigranen Stücken wird klar, warum Deml ein wahrer Meister der Klangzaubereien auf der Fender Stratocaster ist, seiner erklärten Lieblingsgitarre.
Nicht von ungefähr wurde er von dem amerikanischen Magazin „Guitar Player“ vor einigen Jahren mit dem „Guitar Hero Award“ ausgezeichnet. Den Preis überreichten ihm seinerzeit Steve Lukather und Joe Satriani in der Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland.
Bei uns ist man meistens etwas bescheidener. ‚Absolute Weltklasse’ meinte das Guitar Magazin und die FAZ schrieb: „ dem kompletten Publikum blieb jedenfalls die Luft weg“.
Rock on, Errorhead!
Pressestimmen:
“too good” – GQ Magazine
“magical sounds of a Stratocaster” – Gitarre & Bass
“the ultimate drug for guitar junkies” – Guitar
“he was born with the talent of a gifted guitarist” – MTV
07.09.2012 – New Orleans, Rhede
Beginn: 21.00 Uhr, Einlass ist ab 19.00 Uhr.
Karten gibt es im Vorverkauf im New Orleans und beim BBV.